Hormone

Hormondiagnostik und Therapie

Was sind eigentlich Hormone?

Das sind chemische Botenstoffe, die in Drüsen produziert werden, dann über das Blut bis in die kleinsten Körperzellen gelangen und dort wirken. Sie übermitteln Informationen und regulieren zahlreiche Körpervorgänge wie Stoffwechsel, Ernährung, Atmung, Blutdruck, Salz- und Wasserhaushalt, Sexualfunktionen und Schwangerschaft.

Progesteron – das „Schönheitshormon“

Schönes Haar, feste Nägel und glänzendes Haar sind keine Zauberei. Sicher haben Sie von Frauen gehört, die besonders schön in der Zeit ihrer Schwangerschaft sind. Dieses Geschenk haben sie einem Hormon zu verdanken, dem Gelbkörperhormon, Progesteron genannt.

Das Progesteron ist der Gegenspieler des Östrogens. Es wird nach dem Eisprung ausgeschüttet und sorgt dafür, dass die Schleimhaut, die durch das Östrogen aufgebaut wurde, wieder abgebaut wird, wenn keine Befruchtung stattgefunden hat. Als eines der wenigen Hormone kann es die Bluthirnschranke überwinden und im Gehirn seine Wirkung entfalten.
Zudem hat es Einfluss auf Angst, Unruhe, Schlaf, Stimmung, Schmerz und Libido.

Was passiert mit dem Progesteron?

Schon weit vor den Wechseljahren, meistens über 3-5 Jahre hinweg, fällt das Gelbkörperhormon ab. Dabei bleibt das Östrogen unverändert, es kommt zu einer relativen Östrogendominanz.

Perimenopause: Zeitraum von circa 2-7 Jahren vor und nach der Menopause (circa 12 Monate danach), etwa zwischen dem 45. und 58. Lebensjahr

Folgende Symptome können auftreten

  • Schlafstörungen
  • Ängstlichkeit
  • Unruhe
  • Konzentrationsstörungen
  • Depressivität
  • Grübelneigung
  • Fatigue/Müdigkeit
  • Bindegewebsschwäche
  • Krampfadern, Nachlassen der Hautelastizität
  • Angst, Unruhe und Müdigkeit spielen bei den meisten Patientinnen eine größer Rolle als „klassische Depressivität.“

75% beklagen Schlafstörungen, die durch Veränderung der Schlaftiefe und -dauer, als auch später durch nächtliches Schwitzen bedingt sind. Sinkendes Progesteron führt zu oberflächlich verkürztem Schlaf, der Melatoninspiegel sinkt in der Perimenopause.

Eine Hormondiagnostik kann hier Aufschluss geben. Ein Zyklus sollte noch vorhanden sein, falls noch eingenommen, sollte die „Pille“ zuvor abgesetzt werden und nach Normalisierung des Zyklus eine Hormonmessung, idealerweise an Zyklustag 5 oder 16, erfolgen. Das Anlegen eines Zykluskalenders ist hierbei sehr hilfreich.

Die Bestimmung des Estradiol/Progesteron Quotient ist hier richtungsweisend

Menopause: die letzte spontan von den Eierstöcken gesteuerte Menstruationsblutung, nach der keine Blutung mehr folgt. Durchschnittsalter circa 51 Jahre

Dabei kommt es zu einem schubweisen Abfall des Östrogens. Die Eierstöcke produzieren geringe Mengen an männlichen Hormonen, wobei es auch zur“ Vermännlichung“ kommen kann.

Es können sich folgende Symptome zeigen:

  • Schweißausbrüche
  • Nachtschweiß

Postmenopause: Zeitraum nach der Menopause, Dauer circa 10-15 Jahre, endet mit dem Eintritt ins Senium, circa im 70. Lebensjahr

  • Veränderung von Haaren und Haut
  • kardiale und metabolische Risiken können steigen.

Therapie

Die Behandlung mit Sexualhormonen erfordert die exakte Kenntnis der Wirkungen und Nebenwirkungen dieser Hormone. Laborwerte, die auf Mängel an Hormonen z. B. vor und in den Wechseljahre hinweisen, sind alleine nicht aussagekräftig. Hinzu wird die Kenntnis über Lebensumstände, Lebensführung usw. mit einbezogen.

Wird der Mangel an Progesteron früh genug erkannt, so kann heute mit natürlichem Gelbkörperhormon (gewonnen aus der Yamswurzel) entgegengewirkt werden. Aber jede Hormontherapie ist sehr individuell und abhängig von der Lebenssituation, genetischen Prägung und vielen anderen Faktoren, die man in einem ausführlichen Gespräch und einer entsprechenden Untersuchung klären kann.

Eine enge Zusammenarbeit mit ihrer behandelnden Gynäkologe:in halten wir für sehr wichtig. Herr Dr. Vonderbeck ist auch Facharzt für Gynäkologie, der jederzeit zu Rate gezogen werden kann

Warum sollte man sich als Psychiater:in oder Psychotherapeut:in für Hormone
interessieren?

  • 16-20 % der Frauen erkranken erstmals an einer Depression in der
    Perimenopause
  • Bei 60 % kommt es zu einer Verschlimmerung vorbestehender Depressions- und Angstsymptome
  • Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, steigt um das 14-fache
  • Das Selbstmordrisiko bei Frauen steigt zwischen dem 45. und 64. Lebensjahr

Eine sorgfältige Betrachtung der hormonellen Situation in Schwangerschaft, Wochenbett und vor und in den Wechseljahren sollte bei einer psychiatrischen/ psychotherapeutischen Anamnese unbedingt dazugehören.

Die Kosten für eine Hormondiagnostik werden von den Privaten Krankenkassen/Beihilfe übernommen. Die Abrechnung erfolgt über die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)